Donnerstag, 7. Mai 2015

Die Schlucht

Nachtgraue Felswände formen den Trichter
an dessen Eröffnung ich steh.
Und wenden sich mit jedem Schritt immer dichter
zum blassgrünen Licht, das ich seh.

Der Himmel über der düsteren Schlucht
ist dunkelroter Wolkendunst.
Die Wurzeln greifen voller Wucht
den Fels in verbissener Kletterkunst.

Das blassgrün schimmernde Ende der Wände
strahlt verheissungsvoll den Boden an.
Und die Wipfel der Bäume winken behände
und rauschen damit ich sie hören kann.

Die Sonne indessen entschwebt meinem Blick,
der Himmel verschmilzt mit dem Stein.
Das weisende Licht zieht sich stetig zurück
und lässt meine Augen allein.

Die Dunkelheit legt ihre nasskalte Hand
um meinen Körper. Ich scheine verloren.

Da erreicht voller Zuspruch, reflektiert von der Wand,
das Rauschen des Walds meine Ohren.

Montag, 4. Mai 2015

Zuvielisation

Murmelnd, haspelnd, fingerraspelnd,
rasend oder starr vor Wahn.
Sitzen sie (beim Atmen rasselnd)
täglich in der Strassenbahn.

Blicke treffen sich und harren
für unbequeme Ewigkeiten.
Wie Menschen durch die Strassen karren,
wie überspannte Nervensaiten.

Die Norm erscheint mir abnormal,
je mehr ich von ihr sehe.

Bald sitz ich selbst erkaltet starrend,
weil ich sie nicht verstehe.