Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Strasse zur Freiheit

Die Strasse zur Freiheit
flankiert zu ihrer Rechten
von einer stolzen Burg,
die lange sich bewährte
und neuem sich verwehrte
sah ich mir gestern an.

Ich blickte auch zur Linken
auf Brachland frisch und fruchtbar.
Arm an Allem und völlig leer
bereit bebaut zu werden.
Offen für jeden der neues will wagen
und wohl auch lange am Hungertuch nagen.

Ich besah mir beides und zog hinfort
weiter eben, zu einem freieren Ort.

Freitag, 19. Oktober 2012

Der brave Bürger

Durch den weissen Fensternebel
sehe ich gen Mitternacht
unter immergleichem Lampenkegel
wie Frankie sich ans stehlen macht.

Die Strasse schläft auf mattem Teer
von Weitem zwinkern Autolackblitze.
Es gab mal eine Bürgerwehr
die sass mal da wo ich jetzt sitze.

Ich geb mein Zeichen und wache
Frankie zückt den Schraubendreher,
macht still und heimlich seine Sache
und ich spiel brav den Bullenseher

So geht das lang schon jede Nacht
dafür (und sei's drum wie es sei)
wenn Frankie sich ans stehlen macht
stielt er an meinem Haus vorbei.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Funktionieren

Wir stehen morgens auf
wir funktionieren

Wir arbeiten
wir funktionieren
wir lernen
Wir funktionieren
wir scheitern
wir funktionieren
wir gewinnen
weil wir funktionieren

wir machen unser Ding
wir sehen und hören
und doch sind wir blind und taub
mähen Rasen und saugen Staub
wir denken und sinnieren

wir laufen und stehen zugleich
sind hart und trotzdem weich

aber wir funktionieren
bis wir schliesslich

krepieren

Samstag, 13. Oktober 2012

Sträflingsaugen

Es steht ein Gitter wie es fällt
(da von Menschenhand gemacht)
von Winden verbogen, von Blitzen erhellt
aus rotem Stahl im Nebel der Nacht

Erst stark und mächtig, furchteinflössend
unbezwingbar kalt und starr
Bis Witterung den Stahl entblössend
rosten lässt was rüstig war.

Und wie der Mensch der es gebaut
verwelkt es, bloss vom Blitz erhellt.
Verbogen rot und aufgeraut
steht das Gitter wie es fällt.